Über das Schlangenbrünnlein

Menschen, die in der Nähe von Humprecht lebten, genau dort, wo der breite Weg zur Burg Kost führte, pflegten sehr oft zum Quellbrunnen zu gehen. Der Quellbrunnen war klar, das Wasser in ihm funkelte nur, man konnte fast bis zum Boden sehen. Aber keine nahm niemals das Wasser aus diesem Schlangenbrünnlein in der Nähe des Humprechtswildparks, niemals trank einer aus dem Brünnlein. Sie wollten nicht, dass sich an der Wasserfläche Staub absetzte, sie überwachten seine blaue Schönheit. Und wieso war es so? Von dem Schlangenbrünnlein wird nämlich diese Sage erzählt.
Seine Zeit lebte auf Humprecht eine kleine Schlossherrin Eliška mit ihrem kleinen Sohnchen Petřík. Ihr Mann, Petříks Vater, starb im Kampf und hinterließ seiner Frau eine Menge an Reichtum. Petřík war noch klein, oft spielte er mit den Kindern unter dem Schloss. Er war befreundet mit dem Bauer, dem Schuster und der Kräuterfrau. Sein Mütterchen erzählte ihm oft Geschichten über einen tapferen Soldat, in welchem Petřík Ähnlichkeiten mit seinem Vater fand.
“ Mama, wir sind doch nicht allein, schau, unten sind kleine Hütten, dort lebt eine große Menge von guten Menschen,” lachte Petřík. Seine Mutter streichelte ihm immer zart die Haare:” Wir sind nicht allein, wir haben uns.”
Die ganze Gegend wusste, dass die ganze Herrschaft Petřík gehörte, aber dass er erst dann herrschen kann, wenn er entwächst. Inzwischen kümmerte sich seine Mutter Eliška gerecht.
Sie lebten sehr gut.
Eines Tages besuchte die Burg Verwandten des verstorbenen Vaters. Eliška hatte sie königlich begrüßt. Als sie aber aus deren Gerede herausfand, dass sie nur Reichtum begehren, bekam sie Angst.
“ Komm, Petřík, wir müssen unsere Gegend von der Ungerechtigkeit, die hier unsere Feinde begehen könnten, befreien” entschied sich Eliška. Sie nahm Petřík an der Hand und befahl den Kutschern, dass sie die Pferde einspannen. Gemeinsam luden sie alle Schatztruhen auf den Wagen ein.
“ Wo fahren wir hin, Mama?”, fragte Petřík.
“ Hab keine Angst, Petřík. Weißt du, wo kein Reichtum ist, ist auch kein Neid.”
Die Pferde gaben sich auf den Trab und hielten erst beim Humprechtswildpark ein.
Petřík sprang vom Wagen ab und sah den azurblauen Quellbrunnen, wie ein Spiegel, in dem sich die goldenen Strahlen der Mittagssonne wiederspiegelten. Das war eine Pracht! Vielleicht schöner als das ganze Gold und Silber. Seiner Mutter trug alle Wertsachen zum Brünnlein hin und belegte mit ihnen nach und nach den ganzen Brunnenboden. Münzen, Armbänder und Ketten verschwanden unter dem Wasser. Sie bedauerte es nicht, der tiefe Quellbrunnen ist doch für glitzernde Gegenstände das beste Versteck. Als auch die Krone von Petřík in Brünnlein verschwand, lächelte Eliška:” Hier, Petřík, findest immer einen Schatz.”
Sie kehrten zusammen auf Humprecht zurück.
“ Wohin verschwanden unsere lieben Gäste?” fragte die Mutter der Köchin.
“ Sie durchsuchten das ganze Schloss und als sie nicht einmal eine glitzernde Münze entdeckten, sind sie so schnell, wie sie gekommen sind, abgereist.”
Eliška lächelte und Petřík verstand, dass seine Mama ihn und das ganze Land rettete.
Petřík entwuchs in einen Man, der dann auf dem Schloss Humprecht weise und gerecht regierte. Den Schatz aus dem Brünnlein brauchte er nie, anstatt des Reichtums in den Truhen kam er mit Liebenswürdigkeit und gutem Herz, das er allen Menschen gab, aus.
Und das Brünnlein? Bei dem wärmte sich angeblich jeden Sonnentag eine Schlange mit einer Krone und beschützt ihre Schätze. Wenn einmal ein weise und gerechte Mensch kommt, der sein Reichtum im Herzen trägt und nicht in der Hosentasche, legt ihm die Schlange die Krone zu Füßen. Er bekommt den Schatz, der unter dem Sand verborgen ist und wird der neue gerechte Landherrscher.
Wenn Sie mal vorbei gehen, gehen sie sich das blaue Brünnlein ganz sicher anschauen. Und wenn Sie sich an das sanfte Gras legen, wird ihnen das Brünnlein die Geschichte von Eliška und ihrem Söhnchen Petřík erzählen.