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Über den Riese aus Drábské světničky

Obr Dráb

In der Nähe von Mnichovo Hradiště steht das Sandgebirge. Es sieht aus wie eine geheimnisvolle Burg, in dem Kluften und Höhlen sind. Angeblich wohnte dort vorzeiten ein Riese, genannt Dráb. Über den Riesen aus Drábské světničky erzählt diese Legende.

Der Dráb wohnte in den Felsen, soweit  von den Menschen, dass seine stürmischen Schritte die Ruhe im Dorf nicht störten, aber so nah, dass er sich das Vieh zum Mittag holen konnte. Seine Frau starb jedoch und er hatte niemanden, der sich um seinen Haushalt kümmerte.

Deshalb rückte er eines Tages in das naheliegende Dorf aus. Er freute sich, dass er eine Magd bekommt, die ihm in den Felsen helfen würde. Da bemerkte er auf dem Feld ein hübsches Mädel.  Er nahm es in die Hand wie einen kleinen Spatz und brachte es in die Höhle.

Obwohl Dráb nett zu Anička war, weinte sie und wollte zurück nach Hause.

“ Dürfte ich meine Mutti und Vati besuchen? Sie vermissen mich sicher!” bat sie eines Tages den Riesen.

“ Selbstverständlich, bis zum Abend komm aber zurück!” erwiderte Dráb. Anička gefiel ihm sehr, er wollte sie nicht verlieren.

War das eine Freude im Dorf! Anička erzählte allen, wie sie bei Dráb wohnt und wie sie ihm hilft! Sie wollte nicht zurück in die dunkle Höhle, aber sie wusste, sie gab ihm ein Versprechen.

“ Weißt du was, Anička?” überlegte ihre Mutter, die wollte, dass Anička zu Hause bleibt”, nimm eine Handvoll Asche und wenn du zum Riesen gehst, streu sie auf den Weg. So erkennen wir, wo der Riese wohnt, finden ihn und werden dich befreien!”

Anička stimmte zu. Als sie zum Dráb zurückkehrte, streute sie die Asche auf den Weg. Die Menschen ziehen hinter her, aber die Asche war bereits durch den Wind ausgeblasen. Anička musste beim Riesen bleiben.

Nach einiger Zeit bat Anička  Dráb nochmals:”Dráb, ich möchte gerne ins Dorf, um zu schauen, ob meine Eltern in Ordnung sind.”

Auch jetzt stimmte der Riese zu:” Aber nur bis zum Abend.”

Der Tag, den  Anička mit ihren Eltern verbrachte, verging wie Wasser und  Anička musste sich verabschieden. Diesmal gab ihr ihre Mutter ein Knäulchen mit:” Das Knäulchen muss du sorgfältig abhaspeln und wir finden so den Weg in die Riesenhöhle.”

Anička stimmte zu. Als sie nach Hause zurückging, haspelte sie das Garn von dem Knäulchen ab.   

“ Geht es deinen Elter gut?” fragte  Dráb, als Anička zurückkehrte.

“ Gut,” antwortete Anička, in dem Moment hörten sie Stimmen.  

“ Was ist los?” fragte Dráb. Er ahnte bereits, dass ihn Anička verriet, dass sie den Menschen den Weg zu seinem Versteck zeigte.

Die Dorfbewohner gerieten vor die Höhle und schrien Drab an:” Lass Anička los! Sie ist ein Mensch und sie soll mit Menschen leben!”

Der Dráb setzte sich auf einen mächtigen Baumstumpf und sagte:” Ich weiß, dass Menschen mit Menschen leben sollen und Riesen mit Riesen. Aber ich habe niemanden, deshalb habe ich mich gefreut, dass Anička mir hier half. Gut, ich werde sie gehen lassen.  Für ihre Dienste werde ich mich revanchieren. Wenn am heiligen Jan die Sonne aufgeht, beobachten Sie, auf welchen Kiefer die ersten Sonnenstrahlen fallen werden. Dort ist ein Schatz.”

Die Menschen wurden nachdenklich. Zuerst wollten sie den Riesen Dráb festbinden und weit weg in ein anderes Land entführen, aber jetzt begriffen sie, dass er nicht böse ist, dass er sich bemüht mit Menschen gut auszukommen.   

“ Du, Riese”, sprach der tapferste von ihnen” du bist gut, wir werden dir nicht zuleide tun! Wenn du willst, bleib weiter in deiner Höhle!”

Das Dorf wartete ungeduldig auf den Tag des heiligen Jan. Bei Tagesanbruch waren alle schon aufgestanden und beobachteten, wohin die Sonne erstrahlen wird. Sobald die Sonnenstrahlen auf den mächtigen Baum feilten, fingen sie an zu graben. Und tatsächlich! Sie fanden eine Truhe voll mit Schätzen! Das war die Entlohnung für Anička, die ihr der Riese vergab.

Die Menschen fingen an den Riesen zu besuchen, damit er sich nicht so einsam fühlt.  Er freute sich aus jedem Besuch riesig! Und wenn es nötig war, half er den Dorfbewohnern das Feld zu ackern, oder zu ernten! Die Menschen schätzen den  Dráb und er schätzte die Menschen. Aus der großen Freundschaft entstand auch der Nahmen dieser Felsen, die keiner anders als Drábské světničky nennt.

Wenn Sie Drábské světničky besichtigen kommt, schauen Sie in allen möglichen Schlupfwinkeln. Der Riese Dráb sollte wohl nicht alle Goldstücke unter dem Baum verstecken, aber einige Goldmünzen versteckte er auch in der Hölle, wo er verweilte! Vielleicht werden Sie Glück haben!

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Hergestellt 16.6.2005 13:30:41 - aktualisiert 30.3.2020 8:50:49 | gelesen 4172x | Jan
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